Quantcast
Channel: Gebirgsjäger Archive - Bergerlebnis Berchtesgaden Blog
Viewing all 23 articles
Browse latest View live

Gebirgsjäger in der Untersberg Südwand

$
0
0

Etwa 30 Offiziere und Offizieranwärter der Reichenhaller Jager haben im Rahmen einer Leistungsüberprüfung die Südwand des Untersbergs durchstiegen.

Bereits eine Woche zuvor beginnt der Hochgebirgsjägerzug – eine speziell für den Kampf im Hochgebirge ausgebildete Teileinheit – des Gebirgsjägerbataillons 231 Bad Reichenhall mit den nötigen Vorbereitungen zum Begehen des Seilgeländers im sehr anspruchsvollen Gelände der Untersberg Südwand. Das Erkunden, der Aufbau und das Betreiben eines Seilgeländers sind dabei wesentliche Aufträge für den Hochgebirgsjägerzug. Durch das Setzten von Fixpunkten, Spannen von Seilen und das Anfertigen von Aufstiegshilfen wie Leitern oder Tritt- und Griffschlingen wird das Seilgeländer so aufgebaut, dass auch weniger geübte Gebirgsjäger mit schwerem Gepäck, Waffen und Munition ein wegloses und anspruchsvolles Gelände durchsteigen können. Zudem war es Auftrag des Hochgebirgsjägerzuges, Bergrettungswege in der Wand zu erschließen und im Falle eines Unfalls die Rettungskette sicherzustellen.

Mir war es einerseits wichtig durch den Aufbau und das Betreiben eines Seilgeländers im schwierigen Gelände den Hochgebirgsjägerzug auszubilden und zu fordern. Andererseits wollte ich, dass die Offiziere des Bataillons die Untersberg Südwand mittels Seilgeländer durchsteigen. Nur, was man selbst erlebt hat, kann man von seinen Untergebenen abverlangen“, erläuterte Oberstleutnant Dennis Jahn.

Letztlich muss jeder Angehörige der Gebirgstruppe körperlich wie auch psychisch in der Lage sein, sich im ausgesetzten, unwegsamen Gelände zu bewegen. Dazu gehören auch Wege, die nicht in der Karte verzeichnet sind. Dies definiert schlichtweg das Fähigkeitsprofil der Gebirgstruppe. Der Marsch, in welcher Form und Gelände auch immer, ist nur ein Vehikel, um letztlich den Kernauftrag – den Kampf im schwierigen Gelände – erfüllen zu können.

Der Bergmarsch

1200 Höhenmeter, eine Marschdistanz von 18 Kilometern und ein Seilgeländer mit etwa 400 Klettermetern galt es an diesem Tag zu bewältigen. Selbstverständlich wurde die Waffe durch alle 30 Offiziere und Offizieranwärter mitgeführt. Um 04:30 Uhr morgens begrüßt der Kommandeur, Oberstleutnant Dennis Jahn, die Offiziere des Gebirgsjägerbataillons 231. Kurz darauf kommt der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23 hinzu, der im Rahmen der Dienstaufsicht mitmarschiert.

Vom Parkplatz Ettenberg in Marktschellenberg geht es im zügigen Marschtempo über den Scheibenkaser bis kurz unter die Untersberg Südwand. Dort bereit sich jeder Soldat „auf das Begehen eines Seilgeländers“ vor – das heißt: Helm auf, Brust- Sitzgurt anlegen und Reepschnur mit zwei Karabinern zur Selbstsicherung am Klettergurt befestigen. Obergefreiter OA (Offizieranwärter) Libel nimmt im Rahmen eines Praktikums im Gebirgsjägerbataillon 231 das erste Mal an einem Bergmarsch dieser Art teil. Kurz vor dem Einstieg in das Seilgeländer erläutert sie: „Ich habe noch keine Erfahrung mit Klettern, aber ich bin mir sicher, dass alles gut geht“.

Die Verhältnisse in der Südwand sind ungemütlich – nasser Fels vom Regen in der Nacht, Nebel und keine Sicht. Entsprechend herausfordernd ist es mit 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken auf nassen Fels Halt für die Füße zu finden. Zu Beginn muss eine Steilstufe mittels Behelfsleiter und anschließend ein kurzer überhängender Riss überwunden werden.

Gleich zu Beginn muss die Behelfsleiter überwunden werden

Anschließend folgen leichtere Geh- und Kletterpassagen unter anderem mit Griff und Trittschlingen versichert. Am Schluss wird der Bizeps erneut gefordert – der steile Ausstiegskamin fordert von jedem Soldaten noch einmal Konzentration und Trittsicherheit.

Griff und Trittschlingen erleichterten das Durchsteigen der Untersberg Südwand mit schweren Gepäck
Am Ende des Kamins
Das Gipfelkreuz im Blick. Der Nebel lichtet sich

Auch der Bataillons- und Brigadekommandeur durchsteigen unter dem Motto „Führen von vorn“ die Untersberg Südwand. Der Brigadekommandeur resümiert: „Es war anspruchsvoll aber machbar. Der Hochgebirgsjägerzug hat eine sehr gute Arbeit geleistet. Sowas gibt es halt nur bei uns.“

Nachdem jeder Soldat die Wand erfolgreich bezwungen hatte, nutzte der Bataillonskommandeur das eindrucksvolle Panorama des Berchtesgadener Hochthrons bei einem aufgelockerten Antreten für die Beförderung einiger Soldaten. Zudem wurde durch den Brigadekommandeur ein Offizier zum Stabsoffizier befördert.

Auf dem Berchtesgadener Hochthron

Oberstleutnant Jahn erläutert zum Schluss seine Absicht bezüglich des anstehenden Gebirgsleistungsmarsches Sommer: „Ich will das Seilgeländer in der Untersberg Südwand für den zukünftigen Leistungsmarsch vorgeben. Jeder Offizier sollte nach dem heutigen Tag Schlussfolgerungen für die Gebirgsausbildung in der Kompanieziehen. Was wird von jedem einzelnen Soldaten erwartet und wie ist die Ausbildung zu gestalten, damit jeder Gebirgssoldat diese Herausforderung meistern kann“.

Beim Rückmarsch die Untersberg Südwand noch einmal im Blick

Im Oktober will das Gebirgsjägerbataillon 231, auf mehrere Tage verteilt, durch die Untersberg Südwand gehen. Teile des Bataillons werden sich dann schon im Auslandseinsatz in Mali befinden und fernab vom Gebirge ihren Dienst verrichten.

Text: Bundeswehr/Sarah Hofmann
Bilder: Bundeswehr/Sarah Hofmann

Der Beitrag Gebirgsjäger in der Untersberg Südwand erschien zuerst auf Bergerlebnis & Alpenstadt - Blog.


Der neue Weg ums Kirchholz

$
0
0

Das Kirchholz ist ein hügeliger, großflächig bewaldeter Rücken an der Grenze von Bayerisch Gmain zu Bad Reichenhall. Der Höhenrücken ist nicht nur beliebtes Revier für Wanderer und Spaziergänger, sondern seit den 1930er Jahren auch Standortübungsplatz der Reichenhaller Gebirgsjäger. Am 1. Juli 2020 wurde der Standortübungsplatz Kirchholz offiziell zum Militärischen Sicherheitsbereich umgewandelt. Dieser Schritt war nach einer Überprüfung im Juli 2019 durch das Landeskommando Bayern nötig. Daraus folgte ein Betretungsverbot des Kirchholzes für die Bevölkerung. Seit September arbeiteten 30 Gebirgspioniere unermüdlich an einem Umgehungsweg um das Kirchholz, um das Gebiet auch zukünftig für die Bevölkerung zugänglich zu machen.

Die Gebirgspioniere aus Ingolstadt vor einer der zwei gebauten Brücken.

Zuständig für den Wegebau waren federführend die Gebirgspioniere aus Ingolstadt, die insgesamt etwa 2.500 Tonnen Kies – das entspricht ca. 200 LKW-Ladungen -, 1.200 Pflöcke zur Befestigung der Wege sowie 100 Ster Holz für Brücken und Wege verbaut haben.

Bis Ende November werden die Gebirgspioniere noch mit der Nachbereitung der Baustelle beschäftigt sein. Dazu zählt unter anderem die Baustellenzufahrten zu schließen und die temporäre Infrastruktur abzubauen. „Und dann sind wir weg“, erzählt Oberleutnant Michael Noichel aus dem Gebirgspionierbataillon 8 und der Umgehungsweg gehört dann allein der Bevölkerung.

Karte des Standortübungsplatzes Kirchholz. Schwarze Linie: Fertiggestelltes Wegebauprojekt – rote Linie: Bestehender Weg.

Die Benutzung des gesamten Rundweges erfolgt auf eigene Gefahr. Besonders im Winter ist dies zu beachten, da keine Räumung des Weges stattfindet.

Der Beitrag Der neue Weg ums Kirchholz erschien zuerst auf Bergerlebnis & Alpenstadt - Blog.

Als Engerl durch Berchtesgaden

$
0
0

Seit Wochen wird jeden Abend ein Häkchen gemacht, in der Kalendertabelle an der kleinen Tafelwand im Zimmer meiner sechsjährigen Tochter. Sie kann es gar nicht erwarten, bis sie am 5. Dezember endlich beim Buttnmandllauf als Engerl mitmachen darf.

Das Buttnmandllaufen ist eine ureigenste Berchtesgadener Tradition. Am 5. und 6. Dezember finden sich fast 40 Gruppen, sogenannte Bassn, in den Berchtesgadener Tälern zusammen – junge, unverheiratete Männer mit rußgeschwärzten Armen, hölzernen Masken, sogenannten Loafn, und gebundenen Reisigruten. Auf dem Rücken schleppen sie kleine bis riesig große Kuhglocken. Angeführt werden die Bassn vom Heiligen Nikolaus, begleitet von wahlweise Knecht Ruprecht, Engeln oder den Nikoloweibin. Mit lautem Glockengeschepper und fruchteinflößenden Schreien lärmen sie durch die fünf Gemeinden. Neben den in Fell gekleideten Gangerl und Kramperl gibt es in Berchtesgaden die Buttnmandl, die in Stroh eingebunden werden. Das Stroh ragt teilweise meterhoch auf und dieses Einbinden ist eine absolute Besonderheit unter den alpenländischen Adventstraditionen, die ihren Ursprung im heidnischen Lärmbrauchtum finden.

60 Jahre Buttnmandllauf der Struber Gebirgsjäger

Der Buttnmandllauf der Gebirgsjäger in der Strub nimmt eine besondere Stellung in Berchtesgaden ein. Während das traditionelle Buttnmandllaufen ein reiner Einkehrbraucht ist und die Bassn hauptsächlich die Familien in ihren Häusern besuchen, sind die Buttnmandl aus der Kaserne ein Pflichttermin, vor allem für Familien mit Kindern, und stehen voll im Licht der Öffentlichkeit.

Vater des Gedankens war Helmut Weinbuch, ehemaliger Generalsekretär und Sportdirektor des deutschen Ski-Verbands. Die Soldaten in der Kaserne sollten mit dem Brauchtum der Berchtesgadener vertraut gemacht werden – Verknüpfung von Militär und Zivilgesellschaft, lautetet das Stichwort. Schon der erste Lauf 1962 stieß bei Beteiligten und Zuschauern auf so große Begeisterung, dass klar war: So etwas muss jedes Jahr stattfinden. Und so geschah es dann auch: Seit 60 Jahren gibt es den jährlichen Buttnmandllauf des Gebirgsjägerbataillons 232.

Welch ein Aufwand an diesem Tag! Organisator Sepp Pfnür, ist seit Wochen beschäftigt. Früher war er selbst aktiver Bundeswehrler und Buttnmandl. Seit über zehn Jahren ist er als ziviler Angestellter in der Verwaltung der Kaserne tätig. Am Vormittag gibt es einen Festakt zum 60-jährigen Jubiläum. Wichtige Größen aus der Bundeswehr reisen extra nach Bischofswiesen, die Bürgermeister, der Landrat und andere Honoratioren finden sich in der Kaserne ein.

Das alles interessiert meine Tochter wenig. Immer mehr in Weiß und Gold gekleidete kleine Mädchen finden sich in der Kaserne ein. Sie flattern herum wie kleine weiße Tauben, die Aufregung ist ihnen augenscheinlich anzumerken. In einem Raum im Offiziersheim kommt der letzte Schliff: Fest geflochtene Zöpfchen werden aufgelockt, der goldene Kopfschmuck zurechtgerückt, die Flügel festgezurrt. Jetzt ist Geduld gefragt, bis es endlich zur großen Aufstellung auf dem Gefechtsübungsplatz kommt.

Hier stehen endlich zwei Pferdekutschen bereit, eine ist bereits mit der Musi besetzt, die den Zug mit herrlichen Weisen begleitet. Auf nervös tänzelnden Haflingern sitzen als Engel verkleidete Reiterinnen der Bundeswehr. Die Tragtierkompanie aus der Kaserne Bad Reichenhall ist mit Mulis angereist, die hübsch dekorierte Geschenkkisten schleppen. Der Nikolaus ist wunderschön anzusehen mit seinem weißen Rauschebart und dem weiten Bischofsgewand. Knecht Ruprecht mit seinem Sack steht rußig schwarz daneben. Und nun geht ein Raunen durch die Reihen der kleinen Engel: Jetzt wird ihnen erst so richtig bewusst, wer da weiter hinten in einer langen Reihe steht und den segnenden Worten des Militärseelsorgers lauscht: An die zehn Buttnmandl mit grausigen Holzloafn und drei gefährlich schnelle Gangerl mit Klingelglöckchen und dicken Fellen am Körper. Die Gesichtsausdrücke der Engerl stehen repräsentativ für ihren großen Respekt vor den garstigen Gesellen.

Jetzt geht es los. Pünktlich um 14 Uhr wird das riesige hölzerne Kasernentor geöffnet und der Zug setzt sich in Bewegung. Allen voran die örtliche Polizei, denn die Sicherheit aller Zuschauer und Beteiligter ist dieses Jahr besonders wichtig – gerade nach den beiden Jahren Corona-Zwangspause werden noch mehr Zuschauer als üblich erwartet.

Richtig eingeschätzt: Die abgesperrten Bereiche sind proppenvoll. Oma und Opa und einige Klassenkameraden meiner Tochter haben es dennoch geschafft, sich ganz vorn an der Absperrung zu postieren und winken begeistert. Die Engerl platzen vor Stolz und werfen mit vollen Händen Gummibärchentüten, Bonbons und Traubenzucker in die Menge. Über den Struber und den Gmundberg bewegt sich der Zug langsam aber sicher und immer von Zuschauergruppen gesäumt, vorbei am Haus der Berge auf das historische Zentrum Berchtesgadens zu. Das Hotel Edelweiss verköstigt alle Beteiligten durch einen spontanen Straßenservice und hinein geht es in die engen Gassen, mitten durch den Christkindlmarkt, durch die imposanten Torbögen zum Schlossplatz. Die gut ausgebildeten Tiere lässt der Trubel kalt, zuverlässig verrichten sie ihren Dienst und spitzen aufmerksam die Ohren.

Vor dem Königlichen Schloss Berchtesgaden auf einer kleinen Bühne kommt nun noch der große Auftritt der Engerl – sie dürfen mit Nikolaus und Knecht Ruprecht auf die Bühne und dort vor großem Publikum ihre Lieder singen. Danach bekommen die Kinder aus den Zuschauermengen einen großen Schokoladennikolaus – direkt aus Engelshand.

Jetzt sind alle sichtlich müde und erschöpft – zurück geht es durch die Torbögen zur Traditionsgaststätte Goldener Bär, wo Wirt Beppi Haslinger die Engelsschar mit Keksen und heißen Kakao verköstigt – wie er es an jedem 5. Dezember bereits seit 60 Jahren zuverlässig und gastfreundlich tut. Unten im Innenhof laufen die Buttnmandl ein und die Engerl können es nicht lassen, sie vom Balkon oben etwas zu foppen – jetzt, da ihr adventlicher Auftrag erfüllt ist, muss ein kleiner Spaß schon sein.

In unserem Online-Shop könnt Ihr ein Buttnmandl-Souvenir kaufen: Handgeschnitzte Kramperl Loavn von der Berchtesgadener Handwerkskunst. Jede einzelne Maske ist liebevoll von Hand geschnitzt, bemalt und mit echtem Fell beklebt.

Viewing all 23 articles
Browse latest View live